Leidenschaft. Zielstrebigkeit. Engagement.
Blog
06.05.2025

13 Medaillen an Europa- und an Weltmeisterschaften sowie an Olympischen Spielen: Mirjam Ott schaut auf ein grossartiges Palmarès zurück. Kaum eine Curlerin weltweit hat mehr erreicht als die gebürtige Bernerin. Im Gespräch äussert sich die Mitarbeiterin von Finstar über alte und neue Rollen, über Sport und Beruf, über Ziele und Teamspirit.
Nur wenige Tage nach dem Final der Curling Weltmeisterschaft der Frauen in Südkorea sitzt Mirjam Ott an ihrem Arbeitsplatz bei Finstar in Lenzburg. «Der zweite Platz ist ein schöner Erfolg», bilanziert sie. «Unser Team stand zum sechsten Mal nacheinander im Final und hat dabei viele Siege errungen. Deshalb ist es wahrscheinlich eher eine verlorene Gold- als eine gewonnene Silbermedaille. Aber das ist Klagen auf sehr hohem Niveau, das Curling-Land Schweiz ist hervorragend unterwegs.»
Nur Sieg oder Niederlage
Ob man, wie an der WM, mit vier Punkten nach neun Ends oder mit einem Punkt im Zusatzend verliert, ist für Ott irrelevant: «Es geht nur um Sieg oder Niederlage. Man will Perfektion, aber es schleichen sich immer Fehler ein.» Die Tagesform sorgte in Südkorea für den entscheidenden Unterschied. Das Final sei nicht das stärkste Spiel der Schweizerinnen gewesen. Am Siegeswillen hat es nach Ansicht von Ott aber nicht gefehlt. «Die Zielstrebigkeit ist in diesem Team fest verankert», ist sie überzeugt. Und Ott weiss genau, was es für den Erfolg braucht: «Es ist der bedingungslose Wunsch, Grosses zu erreichen und einem gemeinsamen Ziel sehr viel unterzuordnen. Das heisst Kompromisslosigkeit und Verzicht auf verschiedenen Ebenen.»

Curling ist cool
Der Erfolg entschädige jedoch für vieles und sie profitiere heute von der sportlichen Karriere, etwa als Co-Coach des Schweizer Frauen-Curling-Nationalteams. In dieser Rolle unterstützt Sie den Head-Coach, hilft im Training, schaut, dass die Teamdynamik stimmt und sich die Athletinnen wohl fühlen. Ott wertet Gegnerinnen aus und ist für das Testen der Steine zuständig: «Ausser Curling, Essen und Schlafen, Eishalle und Hotel gibt es während eines Wettkampfs nicht viel. Als Athletin war ich extrem fokussiert und habe das ganze Rundherum vergessen. Als Coach bin ich nervös und kann nicht gross eingreifen. Man gibt im wahrsten Sinn des Wortes etwas aus der Hand – es ist bei Weitem nicht dieselbe Aufgabe.» Unabhängig von ihrer aktuellen Aufgabe: Im Herzen war, ist und bleibt Ott eine Athletin. «Curling bedeutet mir sehr viel und es ist cool, weiterhin etwas zu bewegen.»
Durchwegs positive Reaktionen
Auf die Frage, ob die Curlerin Ott den Coach Ott gern gehabt hätte, lacht sie. «In meiner Rolle als Coach versuche ich ebenfalls, mein Bestes zu geben und fordere, dass die Spielerinnen mir auch Feedback erteilen», lässt sie die Frage unbeantwortet. Die Reaktionen seien bisher durchwegs positiv gewesen. Sie geht deshalb davon aus, dass sie ihre Sache nicht schlecht macht. Gutes Coaching heisst für sie, dass das Team merkt, dass jemand hinter ihm steht, um in den entscheidenden Momenten zu unterstützen. Im Endeffekt macht die Kombination spielerischer und persönlicher Elemente die Aufgabe für Ott so spannend. «Dass die Nummer 1 in einem Team die ersten und die 4 die letzten Steine spielt, bedeutet nicht, dass eine Spielerin besser ist als die andere. Das hat nur mit spezifischen Aufgaben und nichts mit Hierarchien zu tun.»
Teamdynamik und Kommunikation
Wenn sie nicht gerade auf oder neben einem Rink irgendwo auf der Welt unterwegs ist, arbeitet Ott bei Finstar. «In Sport und Beruf geht es darum, die Ziele hoch zu setzen, sie konsequent, engagiert und leidenschaftlich zu verfolgen.» Zentral für die Umsetzung seien eine gute Teamdynamik und eine transparente Kommunikation. Sie betrachtet es als Herausforderung, die Ziele in einer grossen Organisation stufengerecht herunterzubrechen, den Mitarbeitenden klarzumachen, was jeder und jede zum Erreichen des Zieles beitragen kann. «Gemeinsame Ziele sind wichtig. Wenn man diese kommuniziert und vorlebt, dann funktioniert es – wenn nicht, muss man sich wie im Sport Gedanken über die Zusammensetzung und Organisation des Teams machen.»
Globale Präsenz dank Sponsoring
Nach Unterschieden zwischen Sport und Beruf gefragt, antwortet Ott: «Beim Beruf besitzt man einen Vertrag, geht arbeiten und verdient etwas. Im Curling besteht der Lohn im Ruhm, sofern man erfolgreich ist – aber es wäre schön gewesen, von seiner Leidenschaft leben zu können.» Deshalb musste sich die Curlerin früh für das Nebeneinander von Spitzensport und Job entscheiden. Zu Finstar stiess sie noch zu ihrer Aktivzeit im Jahr 2012, war zunächst im Stundenlohn, dann Teilzeit angestellt und arbeitet jetzt im Application Management der Bankensoftwareschmiede. Mittlerweile geht die Zusammenarbeit über berufliche Aspekte hinaus: Finstar und die Hypothekarbank Lenzburg unterstützen das Curling Team rund um Silvana Tirinzoni als Sponsoren und sind so auf und neben den Curling-Rinks und Bildschirmen rund um den Globus gut sichtbar vertreten.
Nächstes Ziel Olympiade
Nach dem erfolgreichen Saisonabschluss ‘25 geniessen Ott und ihr Curling-Team eine wohlverdiente Pause. Danach folgt der physische Aufbau, ab Juli stehen die Damen wieder auf dem Eis. Das grosse Ziel sind die Olympischen Spiele in Mailand 2026. Mit einer Silbermedaille an den Olympischen Spielen von Turin hat Mirjam Ott gute Erinnerungen an Norditalien. «2006 gab es viele Schweizer Fans vor Ort – mal sehen, wie es dieses Mal ausschaut.» Die Ziele für den kommenden Grossanlass sind noch nicht formuliert, ob und in welcher Funktion Mirjam Ott dabei sein wird, ist ebenfalls offen. «Falls ich dabei bin, werde ich alles geben, um das Team optimal zu unterstützen, damit es seine Bestleistung abrufen kann.» Aber, ob als Betreuerin oder Fan neben dem Rink, ob daheim vor dem Fernseher, eines ist heute schon klar: Ott wird mit Leib und Seele für die Schweiz mitfiebern und nervös sein.
Die Hypothekarbank Lenzburg AG bietet Sofortzahlungen ab Sommer 2024 kostenlos an

