«Wir können mit den Besten mithalten»

Blog
10.06.2025


Solo Bretho 3

Mehr als 1300 Schweizer Unternehmen tragen ein Label von swiss made software – darunter auch Finstar. Was es mit den Labels, der einheimischen Software-Industrie und dem Swiss Software Festival auf sich hat, sagt Thomas Brenzikofer, Managing Partner von swiss made software GmbH.


Herr Brenzikofer, erzählen Sie uns doch etwas über die Geschichte des Labels swiss made software.
Initiiert wurde das Label von Luc Haldimann vor über 13 Jahren. Als damaliger Chefredaktor der Netzwoche habe ich die Initiative unterstützt. Nach meinem Weggang vom Fachmagazin für die ICT-Branche haben wir die Firma zusammen mit Christian Walter gegründet, der als Managing Director das Label und die Plattform vorangetrieben hat. Inzwischen verzeichnen wir über 1300 Label-Träger – und es werden fast täglich mehr.

Spiegeln diese Zahlen die Entwicklung der Schweizer Software-Branche?
Ja. Die Schweizer Software-Branche ist in den letzten Jahrzehnten stark gewachsen und hat an Bedeutung gewonnen. Dennoch ist der allgemeinen Öffentlichkeit noch wenig bewusst, dass wir in der Schweiz über eine sehr lebendige und ausdifferenzierte einheimische Software-Industrie verfügen, die wichtig ist für unser Land. Das Thema Software ist in der Öffentlichkeit schon fast reflexartig mit dem Silicon Valley assoziiert. Dabei kann die Schweizer Software-Industrie in punkto Ausbildung, Talent und Innovation absolut mit den besten der Welt mithalten.


«Uns fehlen die Leuchttürme»

Was ist der Grund dafür, dass die Schweiz kein international bedeutendes Software-Unternehmen hervorgebracht hat….
Das hat auch damit zu tun, dass Schweizer Softwarefirmen ins Ausland verkauft wurden, sobald sie eine gewisse Grösse erreicht haben. Es fehlte hierzulande bislang die Bereitschaft zu wirklich massiven Investitionen ins Wachstum. Dies im Unterschied zum Silicon Valley, wo nicht Millionen, sondern Milliarden investiert werden.

Wie wirkt sich die Absenz wirklich grosser IT-Firmen aus?
Der Schweiz fehlen die Leuchttürme, aber wir verfügen über eine sehr diverse und überaus robuste Software-Landschaft, bestehend aus unterschiedlichsten, meist sehr spezialisierten, kleineren Anbietern. Und es kommen laufend neue dazu, was wohl auch damit zu tun hat, dass die Hürden tiefer werden, um innovative digitale Technologien zu entwickeln und zu vertreiben. Dies bietet enorme Möglichkeiten für die Entwicklung des Schweizer Software-Ökosystems.

Swissoftwarefestival

Heidi und Hightech

Was bedeutet Swissness für Sie im Allgemeinen und in Bezug auf Software im Speziellen?
Für mich gibt es die folkloristische Heidi-Schweiz und den hochtechnologischen, innovativen Wirtschaftsstandort­ – diesen verbinde ich mit Swissness. Wir sind nicht zufällig Innovationsweltmeister. Unser Hauptasset ist die Breite unserer Ausbildung. Aber auch an unseren Hochschulen, allen voran die beiden ETH, werden immer wieder Spitzenleistungen erbracht. Allerdings waren wir historisch gesehen, gerade was die Informatik anbelangt, weniger gut in der Überführung technischer Erfindungen in vermarktbare Produkte. Diese Geschäfte haben wir den USA überlassen. Aber ich denke wir sind hier jetzt an einem Wendepunkt, und das Pendel schlägt in die andere Richtung.

Und welche Kriterien gelten für die Erteilung des Labels swiss made software?
Die Bezeichnung Swiss Made ist vom Bund geschützt. Wir wenden die Vorgabe auf die Software-Produktion an. Das heisst, sechzig Prozent der Kosten für die Entwicklung und die Weiterentwicklung müssen in der Schweiz anfallen. Den Sitz der Gesellschaft in der Schweiz zu haben, reicht also nicht.

Inwiefern profitieren die Firmen vom Label?
Gerade im Ausland hat Swiss Made eine hohe Bedeutung als Herkunftsbezeichnung. Schweizer Produkte sind nicht marktschreierisch, sie sind funktional, praktisch und zuverlässig. Zu diesen Eigenschaften stehen viele Firmen und tragen das Label mit einem gewissen Stolz.


«Digitale Souveränität ist zentral»

Einer der ersten Begriffe auf www.swissmadesoftware.ch ist die digitale Souveränität…
Souveränität bedeutet Selbstbestimmung - frei zu handeln, ist ein Anspruch der Moderne. Dies gilt sowohl fürs Individuum, für Unternehmen wie auch Staaten. Diese Souveränität wird durch die Art und Weise, wie die digitale Technologie vertrieben und eingesetzt wird, oft nachhaltig beeinträchtigt. So entstehen Abhängigkeiten, welche die Markkräfte stark einschränken und auch die Integrität des Einzelnen in Frage stellen können. Etwa dann, wenn ich die Kontrolle über meine Daten verliere. Eine starke einheimische Software-Industrie ist nach unserer Einsicht der beste Garant dafür, auch im digitalen Zeitalter souverän, das heisst selbstbestimmt, zu handeln. 

Spielt die Swissness in Zeiten der Globalisierung überhaupt noch eine Rolle?
Mehrere Beispiele zeigen, dass die Schweiz eine gewisse Anziehungskraft für Talente hat, sei es in Bezug auf die Hochschulen, seien es nationale oder internationale Unternehmen. Die Schweiz hat sich zu einem Hub mit einer eigenen Identität entwickelt. Ich beobachte, dass die Welt alternative Lösungen will, gerade bei den Kerntechnologien wie dem Umgang mit Daten, die ethische Anwendung der künstlichen Intelligenz.


«Das Event für die Schweizer Software-Industrie»

Wie geht es mit dem Label weiter?
Auf der Basis unserer Plattform mit über 1300 Label-Trägern und fast 1000 registrierten Software-Lösungen lancieren wir das Swiss Software Festival. Es findet am 24. Juni 2025 in Basel statt. Hier wollen wir die Schweizer Software-Intelligenz und Digitalisierungs-Profis einen Tag an einem Ort zusammenbringen. Damit wollen wir der Schweizer Software-Industrie eine Plattform für den fachlichen Austausch bieten. Am Swiss Software Festival sollen Anbieter und Anwender voneinander lernen und Kollaborationen ausloten. Dabei geht es auch um eine Werkschau: Besucher und Besucherinnen finden am Swiss Software Festival heraus, wer, was kann und mit wem man sich für welches Vorhaben vernetzen kann. Mittelfristig soll so ein global ausgerichtetes Schaufenster entstehen für alle, die am Software-Werkplatz Schweiz interessiert sind. 

Wie sehen Sie die Zukunft der Schweizer Software-Branche?
Ich bin zuversichtlich. Es bleibt eine pulsierende Branche. Firmen werden verkauft, neue gegründet. Ich denke, das Schweizer Software-Ökosystem hat den berühmten tipping point erreicht. Über Kollaborationen, Allianzen und auch sinnvolle Zusammenschlüsse dürfte in naher Zukunft noch sehr viel mehr entstehen. Daran arbeiten wir mit unseren Labels und dem Festival.

 

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