Interview mit André Renfer zur Strategie von Finstar

Magazin
07.04.2020


Finstar Interview André Renfer

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Mit der Öffnung ihrer Gesamtbankenplattform und der Etablierung ihres preisgekrönten Ökosystems ist Finstar optimal auf die Herausforderungen des angebrochenen Jahrzehnts vorbereitet. Die Basis für diese starke Zukunft wurde schon früh gelegt und auf sämtlichen Ebenen konsequent weiterverfolgt.

Für André Renfer standen die 2010er Jahre ganz im Zeichen der Öffnung und der Neuausrichtung mit einer eigenen Einheit, die auf Finstar und damit zusammenhängende Services fokussiert. Für das Geschäftsleitungsmitglied der Hypothekarbank Lenzburg bringen die bessere Positionierung und die erhöhte Sichtbarkeit der Gesamtbankenplattform Finstar als eigenständiges Produkt bedeutende Vorteile, etwa in der Kommunikation mit dem Markt. Dieser nimmt wahr, dass Finstar nicht identisch ist mit der Bank. Dennoch spielt die Zugehörigkeit zur Hypothekarbank Lenzburg weiterhin eine sehr wichtige Rolle.

«Wir beherrschen die Technik und das Bankgeschäft»

Mit der technischen Öffnung unter den Stichworten Finstar Open Banking und Finstar Ökosystem ging gemäss Renfer eine mentale Öffnung einher: Neue Leute bringen ihre Ideen ein und steigern die Dynamik von der Konzeption bis zur Umsetzung. Momentan zählt das Finstar-Team rund 50 Experten. Dass Finstar eigene Räumlichkeiten bezogen hat, unterstreicht die Bedeutung des Bereichs für die Hypothekarbank Lenzburg. Technik und Bankgeschäfte können viele. Aber beides zu beherrschen, sei ein starkes Alleinstellungsmerkmal, mache Finstar und die «Hypi» Lenzburg einzigartig, so Renfer.

Herr Renfer, wenn man sich den Geschäftsbericht der Hypothekarbank Lenzburg für das Jahr 2019 ansieht, wird Finstar auch bezüglich Geschäftsergebnis immer wichtiger. Täuscht dieser Eindruck?

Nein. Finstar ist ein substanzieller Teil der Erfolgsrechnung geworden. Die Absicht ist, konstante Einnahmen mit dem Verkauf von Services zu generieren. Dieser Entscheid fiel im Jahr 2000, als man damit begann, die Lösung auf eine neue technologische Basis zu stellen, um die technische Unabhängigkeit der Hypothekarbank Lenzburg zu erhalten. Aus heutiger Sicht, handelte es sich um einen weisen und glücklichen Schritt: Wir wissen, wo Teile unserer künftigen Umsätze herkommen.

Abgesehen von finanziellen Aspekten: Wie fassen Sie das abgelaufene Geschäftsjahr zusammen?

2019 stand im Zeichen des Aufbruchs, der Veränderung, der Dynamik, gerade auch in Bezug auf Fintech-Unternehmen – da kamen viele verschiedene Dominosteine zusammen. Auch 2020 hält interessante Projekte bereit: Nach einem weiteren Jahrzehnt steht nun der nächste Technologiewechsel an. Cloudcomputing und Blockchain, Servicestrategie und ein grosses Ökosystem bieten viele neue Möglichkeiten, werfen aber auch Fragen hinsichtlich künftiger Architektur auf. Dabei müssen wir neben den technologischen auch die regulatorischen und bankfachlichen Aspekte beachten. Von unseren Entscheiden hängt neben unserer Banklizenz auch unsere Reputation und unser wichtigstes Gut, das Vertrauen unserer Kunden ab.

«Wer die Daten beherrscht, kontrolliert die Bank»

Können Sie das Finstar-Ökosystem ein wenig genauer umschreiben?

Zum Thema Open Banking erhalten wir viel mehr Anfragen von Fintech-Firmen und Banken, als wir aktuell verarbeiten können. Das zeigt, wie viele Ideen es da draussen gibt, widerspiegelt die Grösse des Marktes, aber auch, dass unsere Ressourcen beschränkt sind. Wir müssen in der Lage sein, mehr Ideen eine Chance zu geben, das An-, aber auch das Abdocken rascher und standardisierter vorzunehmen. Mit Hilfe der Finstar-Plattform müssen Fintech-Unternehmen ihre Geschäfte spätestens innerhalb eines halben Jahres aufnehmen können. Die technische Integration haben wir im Griff, an der mentalen Öffnung müssen wir arbeiten: Unsere Aufgabe ist es, Innovationen zu ermöglichen. Wir müssen die Partner mehr machen lassen und weniger vorgeben, ohne dabei zentrale Fragen, etwa zur Sicherheit und zu rechtlichen Rahmenbedingungen zu vernachlässigen.

Ist es für die Hypothekarbank Lenzburg wichtig, über ihre eigene Software zu verfügen?

Das ist existenziell: Im Endeffekt sind Banken nicht mehr als Daten. Wer die IT beherrscht, kontrolliert die Daten und damit die Bank. Gleichzeitig eliminieren wir die Abhängigkeit von externen Softwarelieferanten. Ohne eigene Plattform wäre die Hypothekarbank Lenzburg eine Regionalbank wie alle anderen, wäre weniger und nicht als digital und innovativ bekannt.

Wie sieht die Zielsetzung punkto neuen Finstar-Banken aus?

Wie erwähnt garantiert Finstar nicht nur den effizienten Betrieb der Bank, als zusätzliche Ertragsquelle verleiht sie Flexibilität und Freiräume. Um diese starke Position weiter zu festigen, haben wir uns zum Ziel gesetzt, mindestens zwei neue Partner pro Jahr für unsere Gesamtbankenplattform oder für einzelne Banking-Elemente zu gewinnen.

Sobald sich eine Schweizer Bank strategisch überlegt, wohin ihre Zukunft führt und welche Fähigkeiten relevant sein werden, dann schaut sie früher oder später bei uns vorbei. In der Branche ist mittlerweile bekannt, dass wir bei der Hypothekarbank Lenzburg mit Finstar gute, offene, flexible und innovative Lösungen realisieren.

Differenzierung im Kundenkontakt

Die effiziente Integration von Kunden und Fintech-Angeboten ist nur ein Vorteil des funktionierenden Ökosystems. Dass die Teilnehmer die Möglichkeit haben zusammenzuarbeiten, geht darüber aber oft vergessen: Offenheit und Flexibilität vorausgesetzt, kann jeder mit jedem kooperieren und macht nicht mehr alles alleine. Eine Differenzierung erfolgt an den digitalen und analogen Schnittstellen zwischen Bank und Kunden. Die Kombination ausgewählter Services verschiedener Anbieter sichert die bankenspezifische Weiterentwicklung, die kontinuierliche Aktualisierung der Plattform und macht aufwändige Migrationen überflüssig.

Nur ein Beispiel für diese Flexibilität ist Neon: Das Fintech-Unternehmen interessierte sich zuerst für das Bankenpaket. Im Verlauf der Gespräche kristallisierte sich jedoch heraus, dass Banking as a Service zumindest für den Anfang geeigneter wäre. Dank den offenen Schnittstellen wurde das neue Konzept zeit- und kosteneffizient umgesetzt.

Innovieren und optimieren

Die Herausforderungen in der Zusammenarbeit mit Fintech-Firmen liegen nach Renfers Ansicht weniger im technischen als im regulatorischen Bereich sowie bei der Abstimmung der Prozesse. Zudem sind Fintech-Unternehmen aus verschiedenen Gründen schneller und gradliniger. Sie setzen die interne Organisation so unter zusätzlichen Druck, kontinuierlich zu innovieren, zu optimieren und konsequent an der Zukunft der Bankensoftware Finstar zu arbeiten. Diese wird modularer und flexibler, noch effizienter und vom Gesamtsystem bis zu einzelnen Produkten und Services bankenspezifisch konfigurierbar. Cloudcomputing und Blockchain, Servicestrategien und Ökosysteme machen diese Entwicklungen erst möglich, stellen gleichzeitig neue Anforderungen an Banken und Softwarehäuser. Wer über eine klare Vision und eine stringente Strategie verfügt, ist auf das Banking der Zukunft vorbereitet. Bank und Software-Unternehmen in einem zu sein, wird sich dabei auch für das angebrochene Jahrzehnt als entscheidender Vorteil herauskristallisieren.

Wollen Sie mehr über die Kernbankensoftware und Finstar erfahren oder sind Sie an einer Partnerschaft interessiert? Kontaktieren Sie uns, wir freuen uns auf Ihr Email.

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