Kaspar&: «So müssen sich Finanz-Services heute entwickeln»
Magazin
01.04.2022
Das Fintech-Startup Kaspar& setzt auf Finstar und integriert einzelne Module der Open-Banking-Plattform in seine Finanz-App. Die Embedded-Finance-Lösung mache es möglich, dass komplexes Finanzmanagement «einfach passiere». Und zwar abgestimmt auf die individuellen Bedürfnisse der einzelnen Kundinnen und Kunden, wie Firmenmitgründer Jan-Philip Schade im Interview sagt.
Die Gründer der ältesten noch existierenden Privatbank hiessen Kaspar & Konrad.
Frage: Wie entstand die Idee zu Kaspar&?
Jan-Philip Schade*: Das Kaspar&-Founder-Team hat vor der Gründung mehrere Jahre im Asset Management gearbeitet und dabei vor allem Schweizer Pensionskassen und andere grosse Investoren betreut. Irgendwann kam die Frage auf, wieso wir unser Know-how nicht auch der breiten Masse auf einem intuitiven und hürdenlosen Weg zugänglich machen. Damit war der Grundstein gelegt für die Entwicklung unserer ganzheitlichen Lösung, die es allen ermöglicht, ihr Finanzleben einfach so nebenbei zu meistern – eben so, wie es heute sein sollte!
Was steckt hinter dem Namen?
Die Gründer der ältesten noch existierenden Privatbank hiessen Kaspar & Konrad. Wir verstehen uns als moderne und zeitgemässe Weiterentwicklung der ursprünglichen Werte solcher Institutionen. Aber ohne Anzüge, überhöhte Kosten und Marmorböden, sondern viel mehr als für alle zugänglich, auf Augenhöhe. Unser Name drückt genau diese Werte aus. Deshalb haben wir den Vornamen behalten und den Platz hinter dem «&» freigelassen, denn dort folgt der Name unserer Kunden, mit denen wir ihr Finanzleben meistern. So wird auf jeder Zahlungskarte der jeweilige Vorname in unser Logo integriert, etwa «Kaspar& Claudia», «Kaspar& Urs» usw.
Wie kam die Partnerschaft zwischen Kaspar& und Finstar zustande?
Für uns war aufgrund der ersten Gespräche schnell klar, dass die Hypothekarbank Lenzburg mit ihrer sehr unkomplizierten und lösungsorientierten Art der passende Fit für die Entwicklung von Kaspar& ist. Mit der Entscheidung, die Reise von Kaspar& gemeinsam mit der Hypothekarbank Lenzburg zu gestalten, fiel auch die Wahl zugunsten von Finstar.
«Dieser Es-passiert-einfach-Ansatz ist bisher einzigartig»
Wie definieren Sie das Anderssein von Kaspar&?
Als erste konsequente Embedded-Finance-Lösung spezialisieren wir uns nicht auf ein bestimmtes Kernthema wie Payments, Wealth Management oder Versicherungen, sondern konsolidieren diese Themen in einer Lösung. Dabei geht es darum, dedizierte Einzelangebote so nahtlos in die Customer Journey einzubinden, dass der Kunde seine Finanzen meistert, ohne diese aktiv steuern zu müssen.
Können Sie uns ein Beispiel dafür geben?
Bei Kaspar& investiert der Kunde in seine Zukunft. Ohne darüber nachdenken zu müssen, erhält er beim Kauf des entsprechenden Produkts einen Versicherungsschutz angeboten. Oder er spendet für soziale Projekte, wenn er gerade bereit ist, dafür ein wenig extra auszugeben. Dieser Es-passiert-einfach-Ansatz ist bisher einzigartig und in unseren Augen genau der Weg, in den sich die Finanzdienstleistungen heute entwickeln müssen.
Was ist Ihr Ziel und wo stehen Sie heute?
Unser Ziel ist ganz klar, Kundinnen und Kunden ganzheitlich zu betreuen. In unserer ersten Pionierphase erhalten ausschliesslich vorregistrierte Erstkunden Zugang. Diesen bieten wir ein digitales Onboarding, ein Schweizer Bankkonto, eine kostenlose Prepaid Mastercard, die Funktion des Aufrundungssparens sowie die Erstellung beliebig vieler individueller Anlageziele. Jetzt geht es darum, die Systeme zu testen und mit unseren Pionieren weiterzuentwickeln, im Laufe von 2022 werden wir weitere Funktionen integrieren, die sich bereits in der Pipeline befinden.
Was macht Kaspar& so aussergewöhnlich?
Wir sind die Lösung für die breite Masse, für den Schweizer Mittelstand. Dank tiefer Einstiegshürden, der Alltagsintegration sowie der radikalen Abschaffung der Mindestanlagen ermöglichen wir jeder und jedem Zugang zu unserem Angebot. Aussergewöhnlich ist auch unser Mindset: Der Zugang zu professionellen Finanzdienstleistungen darf kein Privileg, es muss vielmehr ein Grundrecht sein. Mit Kaspar& wollen wir als langfristige Vision nicht nur finanzielle Ziele erreichen.
«Wir sind aktiv auf Social Media und bauen ein umfassendes Webinarprogramm auf»
Gibt es Kaspar& ausschliesslich digital?
Kaspar& ist aus verschiedenen Gründen rein App-basiert: Erstens halten wir so unser kompetitives Pricing dauerhaft aufrecht. Zweitens glauben wir, dass dies dem aktuellen Zeitgeist entspricht. Das bedeutet nicht, dass wir nicht erreichbar sind. Ganz im Gegenteil, wir sind aktiv auf Social Media, bauen ein umfassendes Webinarprogramm auf, sind telefonisch und per Mail kontaktierbar und haben immer eine offene Bürotür für unsere Kunden.
Wie funktioniert das erwähnte Aufrundungssparen?
Die Kunden bezahlen mit ihrer Kaspar&-Karte, wir verbuchen die Transaktion inklusive aufgerundetem Wechselgeld und generieren jeden Abend die zugehörigen Trades.
Gibt es verschiedene Anlagestrategien?
Absolut! Kunden erhalten für jedes Anlageziel ihre eigene Strategie. Es gibt die Möglichkeit, beliebig viele Ziele zu verfolgen. Bei der Eröffnung jedes Ziels stellen wir mit einem kurzen Fragebogen die individuellen Präferenzen fest und schlagen Umsetzungsvarianten vor. Zudem hat der Kunde die Möglichkeit, für jedes Ziel einen thematischen Fokus zu bilden, beispielsweise Robotics, Digitalisierung, erneuerbare Energien. Die gesamthafte Risikosteuerung stellt zu guter Letzt sicher, dass das gewünschte Profil eingehalten und das Ziel bestmöglich erreicht wird.
Was verbinden Sie mit Banking as a Service?
Bei diesem Modell greift ein externer Anbieter von Finanzdienstleistungen auf Kernelemente einer Bank zu. Diese Services bietet er seinen eigenen Kundinnen und Kunden in einem von ihm entwickelten Gesamtpaket an. Dabei werden vor allem regulatorische und technische Elemente an den Partner ausgelagert. Auf diese Weise kann der externe Anbieter vollkommen auf die Entwicklung seines neuen und innovativen Produktes fokussieren, insbesondere der User Experience.
Welche Services bezieht Kaspar& von Finstar?
Im Rahmen unserer Kooperation ist das eine ganze Reihe von Dienstleistungen: Vom Schweizer Konto über die prepaid Mastercard bis zum Depot und Trading-Dienstleistungen.
Kaspar& wurde im August 2020 gegründet: Welche Rolle spielte die Umsetzungsgeschwindigkeit?
Das war für uns ein entscheidender Faktor. Gerade als Start-up ist es wichtig, erste grössere Fortschritte schnell verzeichnen zu können. Dank des modularen Aufbaus von Finstar und mit Hilfe der umfangreichen Dokumentationen konnten wir erste Tests zeitnah realisieren und unseren Prototypen für die Pionierphase in weniger als einem Jahr entwickeln.
Und die Banklizenz?
Als regulierter Vermögensverwalter streben wir aktuell keine Banklizenz an. Da wir mit Kaspar& aber ein breite Banking-Services anbieten, ist es für uns entscheidend, dass unser Partner über die entsprechende Lizenz verfügt. Mit der Hypothekarbank Lenzburg und Finstar haben wir somit das für uns passende Set-up gefunden, das uns ermöglicht, schlank und effizient das gewünschte Angebot aufzubauen.
Wie geht es mit Kaspar& und Finstar weiter?
In fünf Jahren möchten wir der führende Schweizer Anbieter im Bereich Finanzintegration und -steuerung für unsere Kundinnen und Kunden sein. Unser Ziel ist, dass sie mit Kaspar& ihre täglichen Zahlungen vornehmen, ihre Anlagen und Investitionen inklusive Vorsorge ganzheitlich steuern, on demand Versicherungslücken schliessen und durch kleine Spenden für regionale und internationale Projekte einen echten Impact erzeugen.
* Dr. Jan-Philip Schade zeichnet als Co-Founder von Kaspar& für die Projekt- und Produktentwicklung verantwortlich.